Neustadt (Hessen) erhält KOMPASS-Sicherheitssiegel
2017 initiierte das Hessische Ministerium des Inneren und für Sport das KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel (KOMPASS), um die Sicherheitsarchitektur vor Ort mit passgenauen Maßnahmen weiterentwickeln zu können.
Im September 2018 erfolgte die Aufnahme der Stadt Neustadt (Hessen) in das Programm, seinerzeit als erste Kommune im Bereich des Polizeipräsidiums Mittelhessen. Inzwischen arbeiten 154 hessische Städte und Gemeinden bei KOMPASS mit.
Am Beginn des Prozesses stand eine repräsentative Bürgerbefragung der Justus-Liebig-Universität in Gießen zur Sicherheitslage in Neustadt. Dabei wurden der Bahnhof und zum Teil auch der Bürgerpark als Unsicherheitsorte benannt.
Im Zeitraum 2020-2023 setzte die Kommune gemeinsam mit der Polizei zehn Maßnahmen im Rahmen des KOMPASS-Programmes um:
- Im Juli 2020 wurde der Schutzmann vor Ort eingeführt.
- Im Bereich des Bürgerparks wurden Grünanlagen umgestaltet, um die Einsehbarkeit zu erhöhen.
- An verschiedenen Stellen in der Kommune – u.a. im Park und am Bahndamm – wurde die Beleuchtung erweitert.
- Eine Sicherheitskonferenz tagte mehrfach.
- Es finden regelmäßig Informationsveranstaltungen in der Erstaufnahmeeinrichtung statt.
- Die Polizei führt Beratungen zu Einbruchsschutz, Prävention u.ä. durch.
- Für den Bahnhof wurde eine Sicherheitspartnerschaft mit der Deutschen Bahn abgeschlossen.
- Es gab Maßnahmen zur Verbesserung des Erscheinungsbildes des Bahnhofes.
- Die Kommune legte ein eigenes Förderprogramm zur Sicherheit für an die HEAE angrenzende Bereiche auf.
- Im Einvernehmen mit der Polizei wird ein Sicherheitsdienst eingesetzt.
In den KOMPASS-Prozess investierte die Stadt Neustadt (Hessen) bisher rund 100.000 Euro.
Ende Oktober kamen Staatssekretär Stefan Sauer, der Gießener Polizeipräsident Torsten Krückemeier, der Leiter der Polizeidirektion Marburg Frank Göbel und Stationsleiter Ralph-Peter Försterling aus Stadtallendorf ins hiesige Rathaus, um auf das bisher erreichte zurückzublicken.
Im Beisein von Stadtverordnetenvorsteher Franz-W. Michels und der Damen und Herren überreichte der Staatssekretär das KOMPASS-Sicherheitssiegel an den Bürgermeister und dankte der Kommune für das bisher gezeigte Engagement.
Stefan Sauer hob das gute Miteinander der örtlich Verantwortlichen und der Polizei hervor. Der ehemalige Bürgermeister der Stadt Groß-Gerau verwies darauf, dass eine Erstaufnahmeeinrichtung stets eine besondere Herausforderung für die Standortkommune sei und sagte hier die weitere Unterstützung des Landes zu.
Bürgermeister Thomas Groll dankte zu Beginn seiner Ausführungen Gunter Weber, dem Schutzmann vor Ort, für seine engagierte Arbeit. Dieser sei sehr gut vernetzt und habe bereits eine Vielzahl von Delikten aufklären können.
Die Verleihung des Sicherheitssiegels, so Groll, sei nicht das Ende des KOMPASS-Prozesses und sage auch nicht aus, dass vor Ort alles in Ordnung sei. Vielmehr passe der Ausspruch „Viel getan. Viel zu tun“ auf die Situation. Daher sehe auch der Haushaltsentwurf 2024 wieder Gelder für KOMPASS vor. Durch das Siegel würden die bisherigen Aktivitäten der Kommune gewürdigt.
Ein besonderes Problemfeld sei der Bahnhof. Daher ist der Bürgermeister froh, dass Neustadt als Modellkommune im Bereich des Polizeipräsidiums Gießen in das neue Programm KOMPASS Bahnhof aufgenommen wurde. Die Auftaktveranstaltung findet Anfang November in Wiesbaden statt.
Polizeipräsident Krückemeier bewertete die Situation vor Ort anhand statistischer Daten. Für ihn sei der Trend 2023 überraschend gewesen, denn während bundes- und landesweit Körperverletzungs- und Diebstahlszahlen zunähmen, sei in Neustadt ein Rückgang zu verzeichnen. Trotzdem werde man sich nicht ausruhen und dem Geschehen in Neustadt weiterhin besondere Beachtung schenken.
Foto: M.Rinde (OP)