L(i)ebenswerte Oasen der Ruhe - Biologische Vielfalt auf unseren Friedhöfen
Friedhöfe sind heute nicht “nur“ die letzten Ruhestätten für Verstorbene und Plätze des Abschiednehmens, sondern lebendige ökologische Nischen für Sauerstoff spendende Pflanzen und viele Tierarten. Sie sind grüne Oasen in Siedlungsgebieten und ein wichtiger Teil unserer öffentlichen Grünflächen. Sie können auch Aufenthaltsräume der Ruhe und Besinnung für uns Menschen sein.
Es existieren jedoch auch Friedhöfe, die solche alten und auch aus naturschutzfachlicher Sicht hochwertigen Strukturen (noch) nicht aufweisen, wie z.B. in den Stadtteilen der Stadt Neustadt (Hessen). Deren Friedhöfe sind weitgehend durch die Grabfelder, für deren Gestaltung es keine ökologischen Vorgaben in den Friedhofsverordnungen gibt, und Vielschnittrasen der noch ungenutzten Flächen geprägt. Alte Bäume fehlen weitgehend und auch wegebegleitende Rabatten und Hecken sind selten. Eine Raumgliederung durch Pflanzen, die dem besonderen Charakter und der Würde der Friedhöfe Rechnung trägt, ist weitgehend nicht vorhanden.
Im Rahmen eines Einstiegsprojektes wurde eine ökologische Umgestaltung mit Schwerpunkt auf der Schaffung von Lebens- und Nahrungsräumen für unsere Insekten in den Überhangflächen und entlang von Wegen etc. des Kernstadtfriedhofs umgesetzt. Das Thema biologische Vielfalt und Lebensräume für Insekten wurde gewählt, da es derzeit in der Öffentlichkeit eine besondere Beachtung erfährt und bereits eine gewisse Sensibilisierung der Bürger stattgefunden hat. Diese ökologische Umgestaltung bzw. Ergänzung soll jedoch auch die besondere Würde der Friedhöfe und auch den besonderen christlichen Symbolwert von Pflanzen berücksichtigen.
Lavendel steht für Tugend und Demut, duftet stark und trägt Marias Farben. Die Blüten sind überaus beliebt bei allen Arten von Wildbienen und Schmetterlingen (Foto: Castleguard by pixabay).
Rosen stehen für Liebe und Schmerz - besonders ungefüllte Sorten bieten vielen Tieren Nektar und Pollen und später dann, je nach Sorte, auch Hagebutten. Auch Rosenblätter sind für einige Insekten ein gutes Futter (Foto: Paul Brennan by pixabay).
(aus: Tinz S (o.J.) Der Friedhof lebt!)
Das Projekt wird in mehreren Arbeitsschritten umgesetzt. Als langfristige Ziel plant die Stadt, eine weitere Erhöhung der biol. Vielfalt auf den städtischen Friedhöfen, indem ggf. weitere Tier- und Pflanzen- gruppen in die Umgestaltung einbezogen oder auch Empfehlungen für eine ökologische Grabbepflanzung entwickelt werden.