Neustadt 750 - Neustadt traf seine Nachbarn am "Dreiherrenstein"
Seit alters her befinden sich am „Dreiherrenstein“ die wichtigsten Grenzsteine in der näheren Umgebung Neustadts. Bis 1803 trafen hier die Landgrafschaften Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt und das kurmainzische Gebiet, zu dem Neustadt bis zum seinerzeitigen Reichsdeputationshauptschluss gehörte, aufeinander. Vor über 200 Jahren wurden dann aufgrund der napoleonischen Kriege Teile des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation „neu geordnet“ und Neustadt kam „nach Kassel“. Heute treffen am „Dreiherrenstein“ die Landkreise Schwalm-Eder, Vogelsberg und Marburg-Biedenkopf zusammen.
Das letzte große Treffen an dieser historischen Stätte fand 2004 anlässlich der 500. Neustädter Trinitatis-Kirmes statt. Das Stadtjubiläum „Neustadt 750“ bot Bürgermeister Thomas Groll nun die Gelegenheit, die Nachbarn der Junker-Hansen-Stadt wieder einmal einzuladen.
Erfreulicherweise hatte Petrus ein Einsehen und so blieb es am 3. Oktober, anders als an den Vortagen, trocken und sogar die Sonne kam zum Vorschein.
Bereits in den frühen Morgenstunden hatten die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Neustadt für die notwendige Infrastruktur gesorgt. Später sollten sie die Wanderer mit Würstchen und Getränken sowie Kaffee und Kuchen versorgen. Herzlichen Dank dafür.
Danke auch an den städtischen Bauhof für vorbereitende Maßnahmen, Sonja Stark und Rene Spatzier für die Organisation, „dem Bernsburger Bauern“ für die Bereitstellung seiner Wiese als Parkplatz, Rainer Kurz für die Verkehrsregelung und den Fahrern des Bürgerbusses für ihren Einsatz.
Um 10 Uhr trafen sich auf dem Schlossplatz vor dem Rathaus etwa 150 Wanderer um gemeinsam zum Dreiherrenstein zu Laufen. Darunter auch Landrat Jens Womelsdorf und Kirchhains Bürgermeister Olaf Hausmann. Mit Kirchhain hat Neustadt zwar keine gemeinsame Grenze arbeitet aber im Wege der interkommunalen Zusammenarbeit vielfältig zusammen.
Auf Bitten von Bürgermeister Thomas Groll hatten die Wanderfreude Neustadt mit dem ersten Vorsitzenden Ludwig Nothvogel und Wanderwart Robert Korbel die Aufgabe übernommen, die Gruppe an ihr Tagesziel zu führen.
Der rund 4 km lange Weg, der in einer Stunde zurückgelegt wurde, führte auch an der neuen Schutzhütte in der Verlängerung des Kohlscheider Weges vorbei.
Am „Dreiherrenstein“ hatten sich bei Ankunft der Wanderer bereits zahlreiche Gäste aus den umliegenden Städten und Gemeinden versammelt. Im Verlauf der Veranstaltung dürften etwa 350 Menschen den Weg zum Nachbarschaftstreffen gefunden haben.
Die Junker-Hansen-Musikanten, diesmal unter der Leitung von Günter Vietor, unterhielten alle bestens mit Blasmusik und Gesang von Karl-Heinz Mai.
Bürgermeister Groll konnte nun auch seine Amtskollegen Andreas Fey (Kirtorf) und Dietmar Krist (Antriftal), Stadtrat Hans-Jürgen Back (Stadtallendorf) und den Vorsitzenden der Gemeindevertretung Willingshausen Udo Schölling sowie zahlreiche Ortsvorsteher und Pfarrer Andreas Rhiel willkommen heißen.
Die Abordnungen aus Wahlen, Gleimenhain, Arnshain, Bernsburg, Willingshausen, Wasenberg, Wiera, Stadtallendorf und Erksdorf erhielten jeweils eine von Andreas Dippel gestaltete Schiefertafel zur Erinnerung an das Dreiherrenstein-Treffen 2022.
Bürgermeister Groll äußerte die Hoffnung, dass diese Zusammenkunft regelmäßig stattfinden möge. Aus Willingshausen wurde bereits Interesse geäußert, 2024 eine solche Veranstaltung zu organisieren, denn dann feiern die Nachbarn „200 Jahre Malerkolonie“.
In seiner Ansprache betonte Thomas Groll mit Blick auf die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine die Bedeutung einer guten Nachbarschaft. Gerade in herausfordernden Zeiten müsse man in den wichtigen Fragen Einigkeit bewahren. Zudem sei die Einhaltung von Recht eine wichtige Voraussetzung für Freiheit. Aus diesem Grunde - und da es der deutsche Nationalfeiertag war - sang man gemeinsam die deutsche Nationalhymne.
Landrat Jens Womelsdorf gratulierte der Stadt Neustadt in seinem Grußwort herzlich zu ihrem Stadtjubiläum. Er freute sich darüber, dass sich am „Dreiherrenstein“ Menschen aus drei Landkreisen begegnen und gab der Hoffnung Ausdruck, beim nächsten Mal auch seine beiden Amtskollegen begrüßen zu können. „Gutes Wetter, eine leckere Bratwurst und passende Getränke sind die besten Voraussetzungen für ein solches Treffen“, so der Landrat.
Zum Abschluss des kurzen offiziellen Teiles stellte Jörg Haffke KIWI, die Kultur-Initiative-Willingshausen e.V., näher vor. Mitglieder der Gruppe hatten über den drei Grenzsteinen eine die drei Kreise verbindende Brücke mit dem Junker-Hansen Turm, dem Alsfelder Rathaus und einer Schwälmer Betzel (Trachtenhaube) als Symbolen für MR, VB und HR angebracht. Die KIWI, so Haffke, möchte das gefühlte „Bermuda-Dreieck“ an der Schnittstelle der Landkreise Schwalm-Eder, Vogelsberg und Marburg-Biedenkopf überwinden, kulturelle Aktivitäten beleben und die Gemeinschaft unter den Kulturschaffenden sowie deren örtlichen Wahrnehmbarkeit fördern. Jörg Haffke überreichte Bürgermeister Thomas Groll als Geburtstagsgeschenk einen Baum für den Neustädter Bürgerpark.
Im Laufe des Nachmittags klang eine gelungene Veranstaltung aus.